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125 Jahre Festschrift - Gesichte und G'schichtln

„Der Einsatz grad war scho angstrengend, oder?“, meint Erik und sieht seine Kameraden dabei an. Diese stehen gerade während der Einsatznachbesprechung in einem Kreis in der Fahrzeughalle zusammen und nicken zustimmend. „Hat jemand was gegn a gemeinsames Getränk im Aufenthaltsraum, bevor ma wieder zaus gehn?“. Eine Antwort ist nicht notwendig, da alle geschlossen Richtung Küche gehen. Zwei Kollegen fragen den Rest nach ihren Wünschen, holen die Durstlöscher und stellen sie auf den Tisch. Um den haben sich mittlerweile alle sitzend versammelt. Andreas fragt, ob denn jemand über die erschreckenden Bilder, die sich wahrscheinlich bei jedem jetzt im Kopf wiederholen, sprechen möchte – gern auch unter vier Augen. „Aktuell nicht, danke Buchi, vielleicht später“, entgegnet Patricia, „Sprech ma lieber über was Schöneres. Heinzi, warts ihr nicht einmal bei am Einsatz während ‘m Ball? Das is uns dieses Jahr, in 2025, wieder passiert. Unsere Jüngsten ham sich bereitwillig gmeldet dafür.“ Alina Bereczki übernimmt das Wort: „Ein Kaminbrand wars in der Nähe vom neuen Billa. Wir haben eigentlich nicht viel gmacht. Das Dach von außen mit Wasser kühlt. Später hat der Xandl dann seine Rauchfangkehrerausrüstung gholt und den Rauchfang putzt. Nachdem der Brand dann nachlassen hat, so nach zwei, drei Stunden, sind wir wieder ins Feuerwehrhaus, haben uns umzogen und zrück zum Ball. Natürlich haben wir dann intensiv feiern müssen, um den Vorsprung vom Rest aufz’holen.“
 

Heinz stimmt Patricia und Alina zu und erzählt: „Frühjahr 1984 wars. Wir warn alle recht nervös. Immerhin ham ma gleich die Choreographie für’s Eintanzen abspulen müssn im Gasthaus Erber.“

„Mit einer kurzn getränketechnischn Stärkung hat’s dann auch super funktioniert. Den Walzer ham ma grad begonnen ghabt, scho samma zum Einsatz über die Sirene grufn worn. Ehrlich gsagt, so schad wars eh ned. Damit ma uns gegenseitig auf die Zechn steign, brauch ma kan Walzer“, scherzt Heinz und lächelt dabei. „Zuerst is da Köhler Poidl hin und hat nachgschaut, ob’s wircklich brennt. Wie er zruck war, hat er uns gsagt, dass‘ ernst is. Also san da Knödler Franzi, da Binder Poidl, da Kirchner Herbert, einige andare und i direkt in die Autos. A paar san zum Feierwehrhaus und ham alle Autos gholt, also den 2000-Liter und den 6000-Liter Tank und die klan Autos. Der Rest is hingfahrn zum Haus von die Epsteins am Donnerbergl. Heut is das die Herrenhofstraßn. 20 Leut wer ma sicher gwesen sein. Nachdenkt ham ma net viel, immerhin hats brennt und wir ham schnell sei müssn. Dann samma dort gstandn in der braunen Ausgehuniform mit die schönen Schuach bei minus zehn Grad. Damals hat nämlich no kana die Uniform im Feierwehrhaus ghabt. Die war immer zaus. Gfrorn ham aber net nur wir, a das Wossa in die Schläuch. Deshalb hats die ganze Zeit laufen müssn. Da komplette Bodn beim Epstein war mit da Zeit überschwemmt. Und jetz rat mal was damit passiert is? Eigfrorn is‘ natürlich. Aufzaht hats uns alle fast. A auf’d Leitern hast fast ned stehn können, weil’s nass worden san. Da Dachstuhl hat brennt. I war Atemschutzträger, natürlich a in da Braunen. Aber nach a paar Stund war das meiste glöscht. Das Haus hats überlebt. Verletzt is a niemand worn. Von die Epsteins war fast kana zaus – Gott sei Dank. A paar von uns san zruck zum Ball oder zaus. Einige san no zur Brandsicherheitswach bis in da Früh bliebn.“
 

Mittlerweile ist auch Gerhard Hajek zur Runde dazugestoßen, da er zuvor die Sirene gehört hat und sich im Feuerwehrhaus erkundigen wollte, ob er helfen kann. Nachdem aber alle vom Einsatz zurück sind, setzt er sich dazu. „Gerhard wir redn grad über alte Zeiten. Da Heinzi hat erzählt wie damals das Wossa beim Epsteinbrand eingfrorn is. Oida Fuchs, das muss a Hetz gwesen sei“, fasst Peter Hehenberger sarkastisch zusammen und fordert ihn mit einem Blick auf auch einen Schwank mit der Runde zu teilen. „Da muss i a bissl nachdenken, Pez“, erwidert Gerhard und nimmt einen kräftigen Schluck. „Mit der Kälte haben wir nicht nur beim Epstein Probleme ghabt. Wie ich zur Feuerwehr kommen bin, das war 1962, da war das damalige, kleine Feuerwehrhaus noch unbeheizt. Auch fließendes Wasser oder ein WC hats nicht geben. In die Autos haben wir keinen Kühlerfrostschutz eingfüllt. Der war zu teuer und in diese großen Kühler sind so viele Liter reingangen. Deswegen waren die immer leer. Beim Kaufhaus Höllerer, gegenüber vom Gasthaus Knödler, sind Kannen mit Wasser bei Zimmertemperatur gstanden. Jeder Kamerad, der am Weg zum Einsatz dort vorbeiglaufen ist, hat eins mitgnommen und im Gerätehaus in die Kühler eingfüllt. Dadurch is der Motor und das Öl warm worden und wir haben starten können. Wenn wir vom Einsatz zurück warn, is das Wasser wieder abglassen worden.“ „Das kann ma sich heut gar nimma vorstelln“, meint Peter und fragt: „Gerhard, was i scho imma wissn wollt. Wie bist eigentlich zur Feierwehr kommen?“ Gerhard lächelt: „Vierzehn war ich damals im Jahr 1961. Am Potzenstein, also in der Nähe von dort wo ich immer schon gwohnt hab, hat eine Wirtschaft brannt. Zufahrn war dort schwierig. Nur der alte dreiachsige Dodge hat dorthin können. Wasser war auch keines da, nur ein Brunnen in der Nähe. Die Feuerwehr hat den aber nicht kannt, ich schon. Dem Schuster Sepp von der Wehr, hab ich das gsagt und der hat mich sofort losgschickt. ,Bua renn mi’m Schlauch zum Brunnenʻ, hat er mir aufgetragen und ich bin schon hin. Ein bissl später hat der Lingler, ein Bauernhof, brannt. Auch dort war ich dabei. Viele Tiere sind in dem Brand umkommen – kein schöner Anblick. Nach den zwei Erlebnissen hab ich mir dann dacht, ich geh zur Feuerwehr. Ich hab mich umghört, was ich tun muss um aufgnommen zu werden. ,Na da muasst zum Kommandantn geh!ʻ, hats gheißen. Also habe ich meinen ganzen Mut zusammengnommen und den alten Knödler Fritz besucht – im Jahr 1962. Der Fritz hat mich gfragt: ,Wos wüst du?ʻ Ich habe ihm mein Anliegen gschildert und er entgegnete: ,Na wån des so is, dann nehm ma di hoit auf. Oba net allanich.ʻ Schließlich sind dann insgesamt neun Kameraden gemeinsam in der Eichgrabner Feuerwehr aufgnommen worden.“

Foto - Kaminbrand.png
Bild - totale Erschöpfung.jpg

Peter Schiebendrein hat sich kurz seiner, durch die körpereigenen Recyclingprozesse umgewandelten, Getränke am stillen Örtchen entledigt und streckt sein Kreuz Richtung Bauch durch: „Den ganzen Tag im Job auf einem Sessl sitzn is echt nicht gut fürn Körper.“ „Alt werdn a net“, entgegnet Heinz. „Früher hätte es im Ort, am Kloster Stein wenigstens noch ein Altersheim geben. Heute ist das nächste schon weiter weg“, schwelgt Gerhard Hajek in Erinnerungen. „Die Nonnen, die dort die Pflege übernommen haben, warn aber manchmal schon a bissl komisch. Brannt hats da oben einmal. Das muss so Anfang, Mitte der 70er gwesen sein. Wir sind also raufkommen zum Brand und wollten zum Löschen anfangen. Die Schwestern haben uns schon von Weitem gsehen. Ich glaub die haben Waschtag ghabt an dem Tag. Auf jeden Fall is die ganze Wäsche draußen ghängt. Da hast sie schon gsehn wie sie zu den Wäscheleinen rennen und die Wäsche runternehmen. Wir haben zuerst dacht vielleicht habens Angst, dass die verbrennt. Aber sie haben nicht die ganze Wäsche runter gnommen. Wie wir dann schon im Hof waren, haben wir gsehn, dass sie nur die Froteeunterwäsche wegräumen. Darf man scheinbar nicht. Die Unterwäsche von Nonnen anschaun…
 

Nächstes Mal wäre ein Baum dort fast umgfallen. Sie haben uns dann holen lassen, damit wir den wegschneiden, bevors tatsächlich passiert. Unser Kommandant, der Knödler Fritz, hat die Lage vorher angschaut. Dabei ist ihm aufgfallen, dass eine Heiligenstatue genau in Fallrichtung des Baums steht. Das Risiko einer Beschädigung konnten wir natürlich nicht eingehen, ganz besonders auf so einem heiligen Gelände nicht. Da Fritz hat also einem Kameraden aus der Traint-Familie angschafft, dass er die Statue in Sicherheit bringt. Schnurstracks ist er dorthin und wollt die wegheben. Nur die Statue wollt dort offensichtlich nicht weg und hat sich extra schwer gmacht. Der Kamerad wollt sie aufheben, nur die hat sich eben mit ihrem ganzen Gewicht dagegen gstemmt. ,Kruzifix nochamol is der Hund schwa!ʻ, hat er gepfaucht bevor er’s gschafft hat. Die Schwester, die daneben gstanden ist, hat zuerst ganz verlegen gschaut. Dann hat sie sich schnell bekreuzigt und einen schuldvollen Blick zum Himmel gschickt. Den Baum haben wir dann ohne Probleme umschneiden können und die Statue hats auch überlebt. Nur ob der Schwester und uns vergeben worden ist, wiss ma bis heute nicht.“

Markus Steininger wirft ein: „Bis jetzt haben wir nur Gschichtn von Einsätzen ghört. Ich find der Heurige is auch immer lustig. Wissts noch füher, wo wir noch die Langos-Bude auf einem Anhänger ghabt haben? Das war in Bertl sein Liebling. Immer die Jüngsten haben dort drin Dienst machen „dürfen“. Bei der Einschulung hat dir der Bertl erklärt, dass der Fritter zum klackern anfangt, wenn er heiß genug is. ,Da muas ma dann nur a bissl am Regler drahn. Dann hearts aufʻ, hat er jedem zur Einschulung erklärt. Hinter seinem Rücken is aber unter den Jungen immer weitergeben worden, dass‘ viel einfacher is dem Ding einen sanften Tritt zu versetzen. Also kaum hat er sich umdreht und das Gerät hat klackert, is nimmer der Regler verwendet worden.“ „Nach spätestens zwei Stunden hast es dann im Anhänger nicht mehr ausghalten. Draußen wars heiß und durch den Fritter im Inneren unerträglich. Die ganze Zeit is dir der Fettdunst entgegenkommen. Das Gwand hast nach einem Dienst entsorgen können. Die Waschmaschine hat das Fett und den Gestank einfach nicht raus bracht. Fast schad, dass‘ das nimma gibt“, schmunzelt Markus.
 

„Spät is worden“, stellt Heinz fachmännisch nach einem Blick auf sein Handy fest. „I glaub die Frau wart zaus schon auf mi. I werd dann amal fahrn. Pfiat euch!“, verabschiedet er sich und geht. Der Rest sieht sich gegenseitig an, stellt fest, dass Heinz recht hat, steht auf und macht sich auch auf den Heimweg. „Ihr wisst eh wie es gmeint ist, aber für das Wochenende möcht ich euch nicht mehr sehn“, schließt sich Andreas der Runde an und verlässt das Feuerwehrhaus.

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