
_PNG.png)



125 Jahre Festschrift - FFE Weinkost / Heurigen
Waren sie schon einmal auf einem Eichgrabner Feuerwehrheurigen? Ja? Dann sind sie damit nicht allein. Nicht nur Roland Düringer besucht uns in seinem Bühnenstück und Film Hinterholz 8. Natürlich beehrt uns alljährlich auch ein großer Teil der Bevölkerung aus Eichgraben und Umgebung. Dafür ein großes „Danke“ – wir beziehen einen beträchtlichen Teil der von uns für ihre Sicherheit benötigten finanziellen Mittel aus unseren Veranstaltungen.
Jedes Jahr kredenzen wir unseren Besuchern drei Tage lang Speis und Trank in gemütlicher Atmosphäre. Die Jüngeren und Junggebliebenen können zu späterer Stunde in unserer Disco vom Alltag abschalten und ihre zuvor lieb gewonnene Kellner*innen- und Abwicklungsmannschaft quasi in Hands-on-Mentalität näher kennenlernen. Wer am nächsten Tag wiederkommt, findet immer eine topmotivierte Mannschaft vor, obwohl der Abend zuvor vielleicht etwas länger gedauert hat. Dabei bedeutet Heuriger, oder Weinkost wie sie offiziell genannt wird, für uns nicht nur drei Tage lang das Beste zu geben. Nein. Es gibt neben dem üblichen Feuerwehrleben auch ein „Heurigenleben“ vor und nach der Veranstaltung.
Bereits im Vorjahr wird penibel darüber Buch geführt welche Mengen an bestimmten Lebensmitteln und Getränken an welchem Tag verbraucht werden. Diese bilden eine wichtige Basis für die bereits Monate vor der Veranstaltung startenden Planungsarbeiten. In Arbeitsgruppen wird beraten wieviel wovon eingekauft wird. Einerseits wollen wir ihnen möglichst bis zu später Stunde alle Speisen der Karte anbieten können, andererseits natürlich auch wirtschaftlich und nachhaltig handeln. Wer wirft schon gern Essen weg?
Der Inhalt der Karte wird jedes Jahr einer Überprüfung unterzogen. Wollen wir neue Speisen aufnehmen, sind die Preise angemessen? Dies ist notwendig, da wir wirtschaftlich handeln müssen. Ergäbe die finanzielle Abschlussbilanz der Heurigen-Ein- und Ausgaben ein negatives Ergebnis, wäre der Hauptzweck unserer Veranstaltung nicht mehr erfüllt. Leider entwickeln sich Einkaufspreise durch die Inflation ständig nach oben, wodurch auch manchmal eine Anpassung bei unseren Preisen für sie notwendig wird. Beim Angebot versuchen wir auch bei aktuellen Entwicklungen nachzuziehen – unser vegetarisches Angebot erweitern wir immer wieder. Da kann es durchaus auch schon einmal passieren, dass eine Speise in einem Jahr neu auf der Karte zu finden ist, um gleich im nächsten wieder verschwunden zu sein. Vielleicht war sie einfach nicht sehr beliebt?
Die Vorbereitung organisatorischer Anpassungen geschieht auch bereits im Vorjahr. Während und nach dem Betrieb tauschen wir Erfahrungen über Abläufe und etwaige Probleme aus. Mit diesen Informationen versuchen wir Optimierungen zu entwerfen. Passt die Anordnung von Küchengeräten, Tischen, Grillgeräten, Zubereitungsstellen usw. oder kreuzen sich unnötiger Weise Wege von Personal? Kann man etwas verändern, um sich weniger bei der jeweiligen Tätigkeit im Weg zu stehen? Dies ist notwendig um eine hohe Qualität der Lebensmittel – nicht schon kalt wenn’s auf ihren Tisch kommt – und Schnelligkeit bei der Ausgabe zu gewährleisten.
Nach dieser groben Vorplanung geht es in die Detailplanung. Es werden Angebote für Lebensmittel und Leihgeräte eingeholt, Preise verhandelt, Liefertermine vereinbart. Bei den benötigten Gerätschaften wird entschieden, ob Bestehendes weiterverwendet oder wegen Abnutzung eine Neuanschaffung notwendig wird. Natürlich wird auch hier wirtschaftlich gehandelt. Gibt es Gebrauchtequipment am Markt? Ist bei Räumung eines Gastronomiebetriebs vielleicht sogar eine Gratis-Anschaffung möglich? Ist eine Miete vielleicht günstiger?
Bei all diesen Tätigkeiten erweist sich die Vielfalt in unserer Feuerwehrmannschaft als großer Vorteil. Egal ob Handwerker, Gastronom, Techniker, Verkäufer oder Wirtschaftsprüfer – wir können unsere jeweiligen Erfahrungen und Branchenkenntnisse für optimale Lösungen nutzen.
Am Wochenende vor Fronleichnam - unserem traditionellen Heurigentermin - beginnen die intensiven Vorbereitungen. Zuallererst bekommt unser Feuerwehrhaus eine Frischekur. Die Räumlichkeiten werden aufgeräumt und geputzt, die Fahrzeughallen grundgereinigt. In unserem Keller, welcher sich unter der großen Fahrzeughalle erstreckt, schlummert das ganze Jahr über unser Equipment und wartet auf die Benutzung. Dieses wird in die jeweiligen Bestimmungsräume verfrachtet und teilweise aufgebaut – unsere Fahrzeuge werden erst zum spätestmöglichen Zeitpunkt im Freien geparkt, um dem Heurigen Platz zu machen. Bis zum letzten Tag vor Beginn wird täglich geschraubt, gehämmert, verfrachtet, geputzt, geschmückt, kuchengebacken und detailorganisiert. Wie jedes Jahr versuchen wir diverse Pläne zu lesen, welche wir im Vorjahr extra angefertigt haben, um den Zusammenbau verschiedener, maßgefertigter Teile zu beschleunigen. Auffassungsunterschiede im Planlesen müssen dann ab und zu einmal bei einem Getränk einem Konsens zugeführt werden. In diesen Tagen erfolgt auch die Anlieferung unserer Lebensmittel, Mietgeräte oder Kühlanhänger durch den Lieferanten selbst oder Freiwillige aus den eigenen Reihen holen diese ab.


Schließlich startet am Donnertag der offizielle Betrieb. Aber das kennen sie ja schon, oder? Sie finden eine ausgeschlafene – der Aufbau am Mittwoch war ja schon um Mitternacht abgeschlossen – Mannschaft vor, die ihnen die nächsten Tage serviert, was sie sich wünschen. In diesen Tagen wird in fünf Schichten gearbeitet – Donnertag und Samstag Vor- und Nachmittag und Freitagnachmittag. In einer Schicht arbeiten an die 50 Personen gleichzeitig um den Kellner-, Küchen-, Grill-, Schank-, Logistik-, Café-, Vinothek-, Barbetrieb und Losverkauf am Leben zu erhalten. Also fünf Schichten mit insgesamt 250 Diensten, die zu besetzen sind, an die 4.000 Mannstunden oder zweieinhalb Mannjahre. Freiwillig. Unentgeltlich. Klingt einfach, oder? Ist es nicht immer, aber mit Motivation und a bissl an Schmäh krieg ma des immer hin.
Ist der erste Tag vorbei – je nach eingeteilter Aufgabe erst in den Morgenstunden des nächsten Tages – startet bereits vor dem Aufsperren eine Truppe von Facility Managern mit Reinigungstätigkeiten um die Spuren des Vortages zu beseitigen. Ebenfalls im Hintergrund lösen Kamerad*innen und unser Kommando die Probleme, welche im Betrieb manchmal auftreten können. Der Verbrauch an Pommes war unerwartet hoch, sodass ein ungeplanter Notfallnachkauf organisiert werden muss. Krankheitsbedingt ist eine Schichtneubesetzung zu suchen. Oder Auffassungsunterschiede in der Führung eines Teilbereichs. Aber das kennen sie ja jetzt bereits. Diese werden gegebenenfalls unter Mithilfe eines Mediators aus den eigenen Reihen bei einem Getränk einem Konsens zugeführt.
Schließlich neigt sich das offizielle Spektakel dem Ende zu und irgendwann zwischen Samstag und Sonntag verlassen die letzten Gäste unsere Räumlichkeiten. Zeit kurz durchzuschnaufen und sich auf ein Getränk zusammenzusetzen, bevor es – vornehm ausgedrückt: etwas ruhebedürftig - ins Bett geht. Jetzt erst einmal ausschlafen, nach den anstrengenden Tagen? Weit gefehlt. Am Sonntag – das ist der gleiche Tag an dem wir gerade schlafen gegangen sind – finden wir uns wieder im Gerätehaus ein, um einen Rückbau in ein ebensolches zu starten. Die einen so um 09 Uhr, einige auch ein wenig später. Das ergibt sich vermutlich aus unterschiedlichen Entfernungen zwischen Wohnort des Feuerwehrmitglieds und dem Feuerwehrhaus. Man braucht eben für das Überwinden größerer Entfernungen auch mehr Zeit. Wieder wird ausgeschlafen und topmotiviert entschmückt, entsorgt, geputzt, geschraubt, gehämmert und weggeräumt bis sich schließlich hinter und unter den verschwundenen Aufbauten wieder ein Feuerwehrhaus erkennen lässt. Die Autos dürfen die Fahrzeughalle wieder betreten und es sieht fast so aus als wäre die letzte Woche nichts gewesen. Und zu guter Letzt geht die berufstätige Mannschaft am Montagmorgen wieder ausgeruht und entspannt vom Wochenende ihren eigentlichen Brotjobs nach.